© Arto Hanciogullari und T. Tsekyi Thür

L.177

Diese Lampe und ihre „Zwillingsschwester“ L.178 sind echte Highlights in meiner Sammlung, da sie aus zwei wunderbar geformten, „erzählenden“ Porzellangruppen der berühmten Porzellanmanufaktur Royal Dux Bohemia bestehen und außerordentlich selten sind.

Beide Lampen hatte ich bei einem Auktionshaus in unserer Nähe entdeckt. Sie waren jedoch nicht als Lampen identifizierbar, da die sämtlichen Aufbauten einer Lampe (d.h. Bassin, Brenner, Zylinder, Schirm) fehlten. Es waren nur die Porzellanteile im Angebot, deren eigentliche Bedeutung nicht erkannt werden konnte. Da die Säulen jeweils eine große, kreisförmige Öffnung oben aufwiesen, hatte man eher an Kerzenständer gedacht.

Ich hatte allerdings einmal bei eBay Großbritannien eine von diesen Lampen gesehen. Sie war mit ca. £ 900 für mich unerreichbar teuer. Das Bild dieser Lampe kam mir sofort in Erinnerung, als ich diese Porzellangruppen entdeckte, und ich wusste sofort, dass diese Stücke die nicht fertig gestellten Teile von Petroleumlampen waren. Ich durfte beide günstig erwerben und nach meinen Möglichkeiten komplettieren.

Die erste der beiden Lampen, L.177, ist an sich in anderer Hinsicht bekannt. Sie basiert auf einem Ölgemälde des deutschen Illustrators und Malers Paul Thumann. Das Gemälde heißt „Kunst bringt Gunst“. Der Maler hat eine fast arkadische Genreszene bemalt, in der ein junger hellenischer Künstler in einer Hütte eine Amphore bemalt und dabei von einer jungen Frau, die an der Türöffnung steht, wohlwollend beobachtet wird. Es ist offensichtlich, dass die künstlerische Tätigkeit des Mannes die Gunst der jungen Frau erweckt. Dieses Gemälde war Ende des 19. Jahrhunderts so berühmt, dass zahlreiche Porzellanteller und –platten mit dem gleichen Motiv entstanden sind. Die Internetportale zeigen viele Beispiele dieser Nachahmungen. Ich konnte allerdings nicht herausfinden, ob und wo das Originalgemälde existiert.

Die Lampe besteht aus einer großen Porzellangruppe mit einer ionischen Säule, einem jungen Mann, der am Fuße der Säule auf einer alten Mauer sitzend eine Amphore bemalt, und einer jungen Frau, die an der Säule angelehnt steht und ihn betrachtet. Diese Gruppe ist eine gekonnte Transformierung des Original-Gemäldes in eine dreidimensionale Skulptur, gruppiert um eine ionische Säule.

Wie oben beschrieben, "erzählt" die Lampe eine antike, hellenistische Szene. Die Figuren und die Staffage sind sehr fein ausgeformt und auch sehr fein bemalt. Die Lampe dürfte 1890-1900 entstanden sein, da die berühmte Signatur (rosafarbige, dreieckige Porzellan-Plakette) der Manufaktur, die erst ab 1900 verwendet wurde, hier fehlt.

Ein großer Wermutstropfen war der Bruch, der zwischen dem Körper des Malers und dem Sitzplatz hindurchging. Das war auch der Grund des stark ermäßigten Preises. Ich konnte aber den Schaden beim meinem Porzellan-Restaurator Hubert Kühnel professionell beheben lassen.

Um das Glasbassin anzubringen habe ich eine dem Zapfen des Bassins passende Messing-Rosette mit Hilfe eines Klapp-Dübels an der oberen Öffnung der ionischen Säule befestigt und darauf das Bassin eingeschraubt.

Die weitere Bestückung der Lampe ist vollständig identisch mit L.178: Brenner; Docht, Glaszylinder, Kugelring und Tulpe sind jedes Mal identisch. Dass ich zwei identische, passende Tulpenschirme finden konnte, ist großer Glücksfall!

 

 

Lampendaten

Von mir ergänzt:
Glasbassin, Brenner mit Flammscheibe, Glaszylinder, Tulpenschirm und Kugelring.

Reinigung und Reparatur:
Porzellan-Reparatur und Übermalung von Herrn Kühnel.

Lampenkörper:
Lampe ist geformt aus einer bemalten Porzellan-Gruppe, bestehend aus Säule, zwei Figuren, Mauerwerk und Staffage. Der Sockel ist quadratisch, 160 x 160 mm. Unter dem Sockel geprägt: 126 und 2. Die Säule weist oben eine große Öffnung auf für ein Bassin. Höhe des Porzellans 39,8 cm.
Bassin aus rosafarbenem Glas, Emaille-Bemalung, Goldfarbe berieben, Ø 162 mm, Zapfen-Gewinde 22,7 mm. Bassin ist abschraubbar.

Brenner:
15’’’ Matador-Brenner von Ehrich & Graetz, Berlin.
Dochtrad gemarkt: Matador 15’’’. Schwarze Glaseinlage.
Brenner gemarkt: 15’’’ Matador.
Original-Flammscheibe mit Hut auf Siebrohr, gemarkt: 15’’’ Matador.
Flachdocht 77 mm.

Glaszylinder:
15’’’ Matador-Zylinder. Höhe 261 mm, Ø unten 52 mm.
Gemarkt: Schutz-Marke - Logo E&G - 15’’’ Wunder - 16’’’ Salvator - Prima Boheems Glas.

Schirm und Schirmhalter:
Tulpenschirm, farbloses Glas, satiniert, hochgeätzte Ornamentik, Oberrand gewellt.
Höhe 127 mm, Ø unten 91 und oben 225 mm.
95 mm Kugelring für 14’’’/15’’’ Brenner.

Lampenmaße:
Höhe bis zum Vasenring 54,8 cm, Gesamthöhe mit Zylinder 85,5 cm.
Gesamtgewicht 3300 g.