Skulpturenlampen aus anderen Materialien
Nach all diesen Lampen aus Zinkguss, Porzellan und Keramik will ich das Kapitel nicht abschließen, ohne einige weitere Skulpturenlampen aus anderen Materialien vorzustellen.
Wie oben schon erwähnt, sind andere Materialien bei der Herstellung von Skulpturenlampen relativ selten. Trotzdem findet man ansprechende Lampen, die den Vergleich zu den oben dargestellten Exemplaren nicht scheuen müssen. In erster Linie sind das wohl Lampen aus Messingguss oder Eisenguss. Ich weiß es nicht, inwieweit Bronzeguss im ausgehenden 19. Jahrhundert noch eine Rolle spielte, obwohl gerade diese Legierung in früheren Jahrhunderten, insbesondere bei sehr prestigeträchtigen Objekten die bevorzugte Wahl war. Auch heute noch werden besonders feine Gussstücke aus alter Tradition als Bronze genannt, obwohl sie eben nur aus Messing sind.
Skulpturenlampen aus anderen Materialien
Von links: L.027 – L.117 – L.125 – L.340 / L.174 – L.300 – L.254 – L.306
Die erste Lampe L.027 im Foto ist eine typische französische Lampe mit einem vollplastischen Reiher inmitten einer Pflanzenornamentik, und das komplett aus Messingguss. Solche Lampen mit einem naturalistisch wiedergegebenen Reiher sind eine Spezialität aus Frankreich. Sie gehören eindeutig zu der Art Nouveau-Periode.
Die Lampe L.117 ist eine recht außergewöhnliche Lampe aus Großbritannien. Hier tragen 4 geflügelte, weibliche Fabelwesen („Harpyien“ der griechischen Mythologie) gemeinsam das große Bassin aus Kristallglas. Das komplette, versilberte Untergestell trägt die Punzen des berühmten Silberwarenherstellers Elkington & Co. und ist datiert mit März 1862. Das verwendete Metall ist vermutlich Messing, was später galvanisch versilbert wurde.
Die Lampe L.125 gehört zu den ganz außergewöhnlichen Lampen in meiner Sammlung. Ein echtes Horn eines Tiers steigt aus einem vollplastischen, versilberten Widderkopf und trägt das Glasbassin. Auf dem Horn sind ein Vogelnest, eine Schlange und zwei Vögel aus versilbertem Metall angebracht, die ihr Ei im Nest gegen die Schlange verteidigen. Diese Lampe dürfte eine Auftragsarbeit von einem Jäger oder Förster sein. Vermutlich ist sie ein Unikat. Die Glastulpe ist von St. Louis. Auch hier hat man wohl Messinggüsse nachträglich versilbert.
Die kleine Lampe L.340 daneben ist an sich ein ziemlich alter Kerzenhalter in Form von einem Hippokamp, dessen Fischschweif als Henkel umgeformt ist. Der Hippokamp ist ein mythologisches Fabelwesen des Meeres, dessen Körper vorne ein Pferd darstellt, hinten jedoch einen längeren Schweif mit einem Fischschwanz trägt. Vordergliedmaßen sind wie echte Fischflossen geformt. Die schöne Patina lässt mich vermuten, dass der Hippokamp möglicherweise sogar aus Bronze ist.
Die erste Lampe auf dem rechten Foto, L.174, ist die eigentliche Überraschung. Die glänzend schwarze Frauenfigur sowie der Sockel der Lampe sind nicht etwa aus bemaltem Metall. Sie bestehen aus dem schwarzen Kunstharz Ebonit, das im Jahre 1851 vom Amerikaner Charles Goodyear erfunden worden ist. Dieses besonders edle, widerstandsfähige Kunstharz wurde sehr oft (und vermutlich sogar noch heute) bei der Herstellung von Klarinetten- und Pfeifenmundstücken eingesetzt. Diese Lampe ist die einzige Lampe aus einem Kunstharz in meiner Sammlung.
Die große, außergewöhnliche Lampe L.300 besteht dagegen aus mehreren Gusseisenteilen, die zu einer „Matrosen-Lampe“ zusammengefügt sind. Hier stehen zwei sehr realistisch wiedergegebene Matrosen in einer stilisierten Barke. Die Lampe stammt aus der Manufaktur C.H.Stobwasser in Berlin. Die schöne Glastulpe ist wiederum aus Großbritannien.
Auch die Lampe L.254 mit einem stilisierten Drachen als Säule war früher ein alter Kerzenhalter aus Gusseisen, der irgendwann zu einer Petroleumlampe umgebaut worden ist. Das bemalte Glasbassin ist von Cristallerie de Pantin bei Paris.
Die allerletzte Skulpturenlampe in diesem Kapitel, die Lampe L.306, ist meine einzige Lampe aus Zinn. Auch diese Lampe ist eine Künstlerlampe aus Frankreich, entworfen und signiert von Charles Théodore Perron (1862-1934). Hier sitzt eine nackte Frau (eine Wasserfee oder eine Nixe?) auf einem großen, stilisierten Fischkopf und umarmt eine große Meeresschnecke. Die Glastulpe ist von Cristallerie de Clichy bei Paris.