© Arto Hanciogullari und T. Tsekyi Thür

Skulpturenlampen aus Porzellan

Neben Zinkguss wäre Porzellan auch prädestiniert als geeignetes Material bei den gegossenen Skulpturen. Viele Porzellanmanufakturen haben unzählige Figurenobjekte in Porzellan entworfen und vermarktet. Trotzdem ist die Verbreitung des Porzellans bei den figürlichen Lampen nicht entsprechend groß. Ein wesentlicher Grund dafür dürfte im Preis solcher Objekte liegen; handbemaltes Porzellan ist eben nicht billig. In meiner Sammlung gibt es einige wenige, aber doch sehr schöne Skulpturenlampen aus Porzellan.

 

Skulpturenlampen aus Porzellan
Von links: L.205 – L.252 – L.358  /  L.253 – L.255

 

Die ersten beiden Lampen im obigen Foto sind Lampen der britischen Porzellanmanufaktur Moore Brothers, die im ausgehenden 19. Jahrhundert den Markt mit ihrer innovativen Kombination von Putten und Pflanzen erobert hatten. Diese Manufaktur war sehr berühmt mit sehr vielen Dekorationsstücken aus Porzellan, wie Vasen, Jardinieren, großen und kleinen Tischdekorationen, Kerzenhaltern, usw., die alle auf dieser Art der ungewöhnlichen Kombination basieren. Die linke Lampe L.205 ist eine Kombination von 3 Putten mit Weihnachtskaktus, die mächtige Lampe L.252 ist eine Zusammenstellung von 4 Putten mit diversen Orchideenblüten. Die Lampen von Moore Brothers erzielen insbesondere in Großbritannien hohe Preise.

Die nächste Lampe L.358 kommt auch aus Großbritannien. Hier tragen 3 weibliche Karyatiden gemeinsam den Petroleumtank, der auch aus Porzellan angefertigt ist. Sowohl der figürliche Teil als auch der Petroleumtank sind mit Signaturen versehen, die aber nicht zu irgendeiner Porzellanmanufaktur zugeordnet werden können.

Auf der rechten Seite des Fotos sind zwei Porzellanlampen abgebildet, die Erzeugnisse der thüringischen Porzellanmanufaktur Schierholz sind. Bei der linken Lampe L.253 tragen 2 Putten einen großen Korb als den Petroleumtank. Bei der rechten Lampe L.255 sind es dagegen 3 Putten, die die gleiche Arbeit verrichten. Solche Lampen mit Porzellankörpern von Schierholz waren wohl sehr beliebt in Großbritannien, wo sie bei eBay öfter auftauchen.

 

Weitere Skulpturenlampen aus Porzellan und Keramik
Von links: L.177 – L.178 – L.217 – L.330  /  L.321 – L.082

 

Natürlich gibt es auch schöne figürliche Porzellanlampen aus anderen Ländern. Ich bin besonders stolz auf zwei Lampen, die von der böhmischen Porzellanmanufaktur Royal Dux Bohemia stammen. Die erste Lampe im Foto, L.177, ist eine sehr gekonnte 3-dimensionale Nachbildung eines Gemäldes mit dem Titel „Kunst bringt Gunst“ des deutschen Malers und Illustrators Paul Thumann. Hier bemalt ein junger Hellene eine Vase, während er von einer hübschen Frau beobachtet wird. Die nächste Lampe L.178 ist ein schönes Gegenstück, bei dem jetzt eine junge Hellenin ihre künstlerische Arbeit verrichtet, während der junge Mann neben ihr gedankenverloren in die Ferne schaut. Beide Lampen waren nur Torsi, als ich sie bekam. Ich erlaubte mir, diese Lampen nach meinem Geschmack zu komplettieren.

Die zwei kleinen Lampen daneben, L.217 und L.330, waren erst gar keine Lampen, sondern schöne Kerzenhalter aus Porzellan. Ich habe sie dann mit geeigneten Einsteck-Bassins („Piano-Lampen“ aus Frankreich) zu Petroleumlampen umgestaltet. Der Kerzenhalter der linken Lampe ist von Sitzendorf, während die rechte Lampe auf einem Kerzenhalter von Porzellanfabrik Kalk (auch in Thüringen) basiert.

Im rechten Teil des Fotos sind zwei weitere Skulpturenlampen abgebildet, die aber nicht aus Porzellan, sondern aus einer anderen keramischen Masse (Steingut oder Steinzeug) bestehen. Die erste Lampe L.321 ist ein Produkt des damals sehr bekannten böhmischen Keramikproduzenten Wilhelm Schiller & Sohn. Der mächtige, sehr farbenfrohe Lampenkörper zeigt ein geflügeltes Fabelwesen in einem herrlichen Rahmenwerk.

Bei der  letzten Lampe daneben, L.082, sitzen zwei nackte Knaben an einem mit Blumen dekorierten Baumstamm. Die Ausführung und Bemalung der Knaben ist recht dilettantisch. Ich habe das Gefühl, dass auch dieser Lampenkörper erst später zu einer Lampe umgebaut worden ist, denn das kupferne Verbindungsstück zum Glasbassin ist stilistisch sehr fragwürdig. Dafür sind das geschliffene Bassin und die signierte Tulpe (von S. Reich, Krasna) doch wertvoll.