Französische Skulpturenlampen aus Zinkguss
Von allen Skulpturenlampen aus Zinkguss sind mir die französischen am liebsten. Der wesentliche Grund dafür ist, neben der künstlerisch und gestalterisch äußerst gekonnten Formgebung, wozu die in ihrer Zeit sehr berühmten französischen Bildhauer einen ganz entscheidenden Beitrag geleistet haben, auch die zuweilen sehr verspielte, manchmal kokette, manchmal verführerische weibliche Figur. Daher bilden die französischen Figurenlampen zahlenmäßig die größte Gruppe in meiner Sammlung.
Die spezielle Zinklegierung zur Herstellung der französischen Figurenlampen wird in Frankreich „régule“ genannt. Es ist mir nicht bekannt, ob sich diese Legierung von der Zinkguss-Zusammenstellung anderer Länder unterscheidet. Da es damals noch keine internationale Standardisierung von solchen Gusslegierungen gab, kann man doch annehmen, dass jede Manufaktur eine andere Legierung mit unterschiedlicher chemischer Zusammensetzung nach eigenem Gutdünken einsetzte. Oft von berühmten Bildhauern der Art Nouveau-Periode entworfen und auch signiert, stellen die französischen Figurenlampen einen Höhepunkt der Lampengestaltung dar. Sie sind meistens von erheblicher Größe; mit einem Sockel aus gedrehtem Holz, das man einem rötlichen, schwarz geäderten Marmor täuschend ähnlich bemalt hat, und einer Patina in brauner Farbe, die der Skulptur das Aussehen einer echten Bronzefigur verleiht, haben diese Lampen eher die Erscheinung einer teuren, in Bronze gegossenen Bildhauer-Skulptur. Sie tragen einen Petroleumtank und eine Glastulpe, die sich von den anderen, eleganten französischen Lampen nicht unterscheiden. Die Stilrichtung der Figurengestaltung ist sehr oft Art Nouveau, mal mehr, mal weniger ausgeprägt. Diese Art von Skulpturen-Lampen gab es auch in Deutschland und Österreich-Ungarn, aber wie ich finde, mit eher „statisch“ aussehenden, die kokette Verspieltheit der französischen Figuren in keiner Weise erreichenden Figuren ausgestattet. Ich persönlich finde, dass manche von diesen Lampen fast eine Hymne an den wohlgebauten weiblichen Körper darstellen.
Die hochwertigsten Exemplare der französischen Skulpturenlampen sind in zwei leicht unterschiedlichen Bronzetönen patiniert. Die Künstler dieser Entwürfe sind auch vielfach bekannt durch ihre anderen Objekte, allen voran mit ihren echten Bronzeskulpturen, die freilich in einem viel höheren Preisniveau gehandelt werden.
Französische Skulpturenlampen aus Zinkguss, mit Künstler-Signatur
Von links: L.176 – L.018 – L.081 / L.046 – L.083 – L.290 – L.200
Die Lampe L.176 aus dem Anfang der Jugendstil-Zeit war nur noch ein Torso, als ich sie gekauft habe. Sämtliche Teile außer der Figur dieser Lampe sind Ergänzungen von mir. Die einfarbig mit brauner Patina angefertigte Figur ist von Eugène Capy (1829-1894). Ich habe die Lampe mit dem Fantasienamen „La Lumière“ (= Das Licht) getauft.
Die höchste Figurenlampe in meiner Sammlung, Lampe „L'Eveil“ (= Das Erwachen) L.018 ist von Henri Honoré Plé (1853-1922). Die zweifarbige Bronzierung ist sehr gut erhalten.
Die Lampe L.081 mit einer seltenen männlichen Figur in meiner Sammlung trägt den Titel „Rencontre à la Fontaine“ (= Begegnung am Brunnen) und ist von Ernest Rancoulet (1870-1915). Es gab wohl auch ein entsprechendes Gegenstück mit einem Mädchen am Brunnen. Die Figur ist leider nachträglich erneut und eher dilettantisch bemalt worden. Der Tulpenschirm ist von Vianne.
Die Lampe „Diane“ L.046 von François Hippolyte Moreau (1832-1927) ist eine freizügige Darstellung der Mond- und Jagdgöttin Diana. Ich musste diese Lampe komplett neu bronzieren. Den Bogen in ihrer Hand habe ich auch selbst eingefügt.
Die in einem sehr ansprechenden Art Nouveau gegossene Figur von L.083 trägt den Titel „L’Iris“ (= Die Iris-Blume) und ist von Claude Bonnefond (nicht zu verwechseln mit Jean-Claude Bonnefond, Maler). Ihre zweifarbige Bronzierung zeigt stellenweise leichten Abrieb. Die schöne Tulpe dieser Lampe ist sehr passend mit Irisblumen bemalt.
L.290 als meine zweithöchste Figurenlampe ist aus der späten Jugendstil-Periode. Sie ist signiert von Paul Philippe (1870-1930), hat jedoch keinen Namenschild an ihrem Marmorsockel. Hier hält die weibliche Figur eine metallene Schüssel in der Hand, worin das Glasbassin platziert ist. Die zweifarbige Patinierung ist sehr gut erhalten.
L.200 als die letzte Lampe im Foto ist zwar auch von einem berühmten Bildhauer signiert, weicht aber von den übrigen Figurenlampen ab, indem sie eine Tulpe als Skulptur aufweist und mehrfarbig bemalt ist. Der österreichische Künstler Emil Fuchs (1866-1929) hat die Lampe für Societé Industrielle d’Articles d‘Éclairage (abgekürzt: SI Paris) entworfen. Der Tulpenschirm ist von Cristallerie de Pantin.
Weitere französische Figurenlampen, ohne Signatur
Von links: L.101 – L.102 – L.120 / L.195 – L.216 – L.077 – L.239
Andere Skulpturenlampen meiner Sammlung tragen weder einen Titel noch ist ihr Entwerfer bekannt. Bei der Lampe L.101 thront eine weibliche Figur auf einem barockalen Podest und hält in ihrer Hand eine Schreibfeder. Die Figur der Lampe L.102 ist dagegen leicht als die Mondgöttin Selene zu identifizieren. Beide Lampen habe ich selbst bronziert.
L.120 ist für mich ein schönes Beispiel der verspielten, dekadenten Belle Epoque-Zeit in Frankreich. Bei dieser Lampe sitzt eine sehr leicht bekleidete, junge Frau in opulentem Art Nouveau auf einer Marmorkugel, die wiederum von einem ziemlich barockal gestalteten Podest getragen wird. Die Lampe atmet quasi die hochbürgerliche Atmosphäre mit ihrem unvergleichlich verfeinerten, sinnlichen Geschmack jener Zeit. Die Schönheit dieser Lampe wird von einer seltenen St. Louis-Tulpe stilgerecht ergänzt.
Die Lampe L.195 aus einer etwas früheren Zeit verfügt dagegen über eine weibliche Figur, die mit der kokett-sinnlichen Ausstrahlung der vorigen Lampe nicht ganz konkurrieren kann. Diese Lampe besticht aber nicht nur durch ihre figürliche Skulptur, die ich neu zweifarbig bronzieren musste, sondern auch mit ihrem sehr aufwändig konstruierten Sockelteil.
Ein schönes Beispiel für die verspielten Figurenlampen des französischen Art Nouveau stellt die Lampe L.216 dar. Ich glaube eine (leider völlig unleserliche) Signatur am Fußteil zu erkennen. Auch diese Lampe wurde von mir neu bronziert.
Die komplett in grün patinierte Lampe L.077 gehört zu den qualitativ wenig anspruchsvollen Figurenlampen aus serieller Anfertigung. Hier musste ich einige Reparaturen ausführen und im Sockelteil zusätzliche farbliche Akzente setzen, um die Eintönigkeit der Patinierung etwas zu beheben.
Die letzte Lampe im Foto, L.239, kommt relativ bescheiden mit einem kleinen, schlafenden Knaben im Fußteil aus.