© Arto Hanciogullari und T. Tsekyi Thür

Verwendung der Natursteine bei Petroleumlampen

Natursteine wie Marmor, Alabaster, Serpentin, usw. wurden gelegentlich bei hochwertigen Lampen als Sockel- und Säulenmaterial eingesetzt. Da ihre Gewinnung und Verarbeitung oft mühselig, ihr Aussehen aber doch herrschaftlich ist, wurden Natursteine eher in prestigeträchtigen, teuren Lampen als gestalterische Elemente verwendet.

Marmor, Alabaster und Onyxmarmor sind die am häufigsten angetroffenen Natursteine bei den Petroleumlampen. Mit großem Abstand folgen dann Serpentin und Tonschiefer. Andere, durchweg gut geeignete Natursteine wie Granit oder Speckstein kommen kaum vor (oder ich habe sie bisher nicht entdecken können).

Ich versuche hier, die für uns relevanten Gesteinsarten kurz zu beschreiben und auch ihre wichtigsten Unterscheidungsmerkmale für uns Sammler aufzuzeigen.

 

Marmor

Marmor ist in chemischem Sinn ein natürlich vorkommendes Calciumcarbonat. Es gibt große Marmor-Vorkommen in der Welt. Sie sind hauptsächlich durch die Umwandlung von Kalkstein und anderen carbonatreichen Gesteinen unter hohem Druck und hoher Temperatur entstanden. Durch diese im Erdinneren vollzogene Metamorphose bildeten sich aus den Ausgangsgesteinen fein bis grob kristalline Marmore. Durch vorhandene Verunreinigungen mit anderen, farblich unterschiedlichen Gesteinsschichten bekamen Marmore ein feines bis sehr lebhaftes Muster, was ihre große Beliebtheit in allen Kulturen der Menschheit begründete.

Zum Teil aus Unkenntnis, zum Teil aus Tradition werden oft andere, dem eigentlichen Marmor ähnelnde Steine auch als Marmor bezeichnet, obwohl sie chemisch-mineralogisch eine völlig andere Zusammensetzung haben. Kalksteine, Travertine, Onyxmarmore und Jura-Marmore sind eigentlich keine Marmore.

Die weißen Marmore sind leicht lichtdurchlässig. In dieser Eigenschaft ähneln sie dem Alabaster, dessen Lichtdurchlässigkeit jedoch erheblich höher ist. Marmor, nämlich Calciumcarbonat, ist zwar unlöslich in Wasser, löst sich aber in Säuren! Sogar schwache Säuren wie Essigsäure (enthalten in handelsüblichem Essig), Zitronensäure (Bestandteil von Zitrusfrüchten) und andere Fruchtsäuren reagieren mit der Marmoroberfläche und hinterlassen matte Spuren.

Farbige, insbesondere reizvoll gemusterte und gebänderte Marmore wurden gerne bei hochwertigen Lampen als Säulen und Sockelplatten eingesetzt.

 

Onyxmarmor

Diese etwas irreführende Bezeichnung für bestimmte Kalksteine leitet sich vom lebhaft gebänderten Erscheinungsbild dieser Gesteine ab. Onyxmarmor bildet sich durch das Ausfallen feinster Kalkteilchen aus Quellwasser oder Süßwasser in unterirdischen Hohlräumen in sehr kalkhaltigen Gebieten. Bei diesem Prozess der Sinterung, Verdichtung und Gesteinsbildung spielen metamorphe Umwandlungen unter Druck und Temperatur überhaupt keine Rolle. Daher sind die sog. Onyxmarmore gar nicht zu Marmoren zu zählen.

Die eine wichtige Eigenschaft des Onyxmarmors ist seine feine Bänderung durch die andersfarbigen Mineralien, die in feinen Sedimentschichten auf Kalkstein-Schichten angelagert wurden. Dabei entstehen dünne, farblich kontrastreiche Linien, die ein reizvolles Bild abgeben. Die grün gefärbten bzw. grün-gebänderten Onyxmarmore sind sehr begehrt und wurden als Lampenteile gern eingesetzt.

Der Namenbestandteil „Onyx“ kommt von einem ganz anderen Mineral, einer sehr lebhaft schwarz/weiß-gebänderten Quarzart, die Onyx heißt und chemisch-mineralogisch mit dem Achat verwandt ist. Die große Ähnlichkeit der Bänderung (abgesehen von den Farben) hat wohl dazu geführt, ähnlich gebänderte, aber in den Farben eher mit den farbigen Marmoren vergleichbare Kalksintersteine als „Onyxmarmor“ zu bezeichnen, obwohl sie weder Marmor noch Onyx sind.

Auch Onyxmarmore bestehen hauptsächlich aus Calciumcarbonat-Molekülen und sind deswegen (wie die echten Marmore) sehr säureempfindlich.

 

Alabaster

Alabaster ist chemisch gesehen ein natürlich vorkommendes, mikrokristallines Calciumsulfat (Gips), dessen Kristalle zusätzlich Wasser eingelagert haben. Die Entstehung des Alabasters ist dem langsamen Verdunsten von salzhaltigen Gewässern zu verdanken, wo die gebildeten Gips-Kristalle mit der Zeit große Sedimentschichten aufgebaut haben. In dieser Hinsicht ähnelt Alabaster zum Onyxmarmor, mit dem Unterschied, dass sich das letztere Gestein im Süßwasser gebildet hat, der Alabaster dagegen in Salzwasser entstanden ist. Es gibt Alabaster-Vorkommen in weißer, grauer, hellbrauner bis rötlicher Farbe.

Alabaster hat eine große optische Ähnlichkeit zum weißen oder hell graugelblich gefärbten Marmor, was zu Verwechslungen bei unkundigen Leuten führt. Im Vergleich zum Marmor ist Alabaster viel weicher und kann leicht angeritzt werden. Auch ist seine Lichtdurchlässigkeit um einiges höher; dünne Kanten von Alabaster-Platten können regelrecht durchscheinend sein. Aus diesem Grund werden sogar Lampenschirme aus dünnem Alabaster angefertigt. Durch die leichte Lichtdurchlässigkeit erscheinen gut polierte Alabaster-Oberflächen fast etwas „speckig“.

Aufgrund seiner Weichheit kann Alabaster leicht bearbeitet werden und wurde aus diesem Grund zur Herstellung von Lampenteilen wie Sockeln oder Säulen verwendet. Viele kleinere Säulenpartien der französischen und deutschen Lampen bestehen aus Alabaster (und nicht aus Marmor, wie manchmal behauptet wird). Ich habe sogar eine Lampe (L.190), deren Alabaster-Vase dekorativ geschnitzte, plastische Blumen aufweist.

Calciumsulfat ist im Gegensatz zu Calciumcarbonat in Wasser bis zu 2% löslich. Seine Empfindlichkeit gegenüber Säuren ist genauso hoch wie vom Marmor. Verschmutzte Alabaster-Teile einer Lampe sollte man daher nicht mit handelsüblichen Spülmitteln oder gar mit säurehaltigen Putzmitteln reinigen; dies würde die Oberfläche des Steins auflösen. Besser ist es, die verschmutzte Oberfläche mit feinem Schleifmittel zu schleifen und die entstandene saubere, aber völlig matte Oberfläche mit geeigneten Poliermitteln zu polieren.

 

Lampensäulen aus Marmor, Onyxmarmor und Alabaster
Von links: Weißer Marmor -  Roter Marmor – Hellbeige gebänderter Onyxmarmor – Grüner, rötlich gebänderter Onyxmarmor – Grauweißer Alabaster – Weißer Alabaster

 

Serpentin

Serpentin ist die Sammelbezeichnung für bestimmte Schichtsilikate mit einer verhältnismäßig niedrigen Härte. Dieses Mineral kommt in der Natur meist in dunkel-olivgrünen Farbschattierungen vor, aber auch andere Farben wie Gelb, Braun, Rot, Grau und Schwarz können vorkommen. In hochpoliertem Zustand sind Serpentine für den Laien von ähnlich gefärbten und gebänderten Marmoren kaum noch zu unterscheiden. Daher werden aus Serpentin angefertigte Lampenteile auch lapidar als Marmor bezeichnet.

Meines Wissens war Serpentin die bevorzugte Gesteinsart von Wild & Wessel für die Sockelpartien ihrer Lampen. Aufgrund dieser Kenntnis und zweier W&W-Lampen mit Steinsockeln in meiner Sammlung bin ich (vermeintlich) in der Lage, schwärzliche Serpentine von entsprechenden, ähnlich aussehenden Marmoren zu unterscheiden. Aber ich gebe ganz offen zu, dass ich ein Laie bin und meine Zuordnung auch falsch sein kann.

Ein einigermaßen zutreffendes Unterscheidungsmerkmal kann es sein, dass die „Marmorierung“ des Serpentins eher mit rundlichen, kreisförmigen, kleinen Flecken geschieht, bei Marmor hingegen mehr in länglichen Bändern erscheint. Im nächsten Foto habe ich alle schwärzlich-dunklen Serpentin- und Marmorsockel aus meiner Sammlung als Anschauungsmaterial zusammengetragen.

 

Dunkel-schwärzliche Serpentin- und Marmor-Sockel in meiner Sammlung
Obere Reihe, von links: Grünlicher Serpentin bei einer Zinkguss-Lampe
Schwarzer Serpentin bei der Zwillingslampe der erwähnten Zinkguss-Lampe
Schwarz-grünlicher Serpentin bei einer Klavierlampe von Wild & Wessel
Schwarzer Serpentin bei einer Figurenlampe von Wild & Wessel (beigefarbige Stellen sind Reparaturen von mir)
Untere Reihe, von links: Schwarz-grünlicher Serpentin bei einer Zinkguss-Lampe
Schwarzer, serpentinähnlicher Stein bei einer Säulenlampe (Zuordnung unsicher)
Schwarzer Marmor mit grau-weißer Marmorierung bei einer Säulenlampe
Schwarzer Marmor mit weißen Bändern bei einer Figurenlampe

 

Schiefer

Wer kennt sie nicht, die grau-schwarzen Schieferplatten als Dachbedeckung vieler alter Häuser? Aufgrund ihrer sehr leichten Spaltbarkeit und wasserabweisenden Eigenschaften hat man Schiefer seit Jahrhunderten in Form von dünnen Platten als Regenschutz auf den Dächern und auch an Fassaden von Gebäuden eingesetzt.

Schiefer ist an sich ein Sammelbegriff für unterschiedliche Sedimentgesteine, deren gemeinsames Merkmal ihre sehr leichte Spaltbarkeit in dünnen Schichten ist. Diese spaltfähigen Oberflächen sind meistens durch tektonische Verschiebung und Deformierung der Sedimentgesteinsschichten im Erdinneren entstanden.

Wenn Schieferschichten durch viel stärkeren Druck und hohe Temperaturen in tieferen Regionen der Erdkruste stärker verdichtet werden, entsteht Tonschiefer. Das ist die eigentliche Schieferart, die von Dachdeckern bevorzugt verwendet wurde. Tonschiefer hat oft eine schwarz-graue oder auch nur graue Farbe. Außerdem ist er weich und kann leicht geschliffen werden.

Mehrere Lampen von R. Ditmar in Wien tragen runde oder dreieckige Sockel aus Schiefer. Diese Sockelsteine sind meistens relativ dünn (Höhe 1,5 bis 3 cm) und ausnahmslos glänzend schwarz lackiert, denn die eigentliche Schieferoberfläche wirkt mit ihrer mattgrauen Farbe eher unansehnlich und lässt sich kaum polieren aufgrund ihrer Weichheit. Da die Unterseite meistens nicht lackiert ist, kann man Schiefer leicht an der grauen, oft zerkratzten Unterseite des Sockels erkennen.

 

Lampensockel aus Schiefer in meiner Sammlung
Obere Reihe, von links: Dreieckiger Sockel von R. Ditmar, von mir mit schwarzem Wachs behandelt
Dreieckiger Sockel von R. Ditmar mit originalem Schwarzlack
Dreieckiger Sockel von R. Ditmar, von mir mit schwarzem Wachs behandelt
Untere Reihe, von links: Runder, profiliert gedrehter Sockel von R. Ditmar mit originalem Schwarzlack
Runder, einfacher Sockel von R. Ditmar, von mir mit schwarzem Wachs behandelt
Runder, oben gefaster Sockel (unbekannter Hersteller) mit originalem Schwarzlack