© Arto Hanciogullari und T. Tsekyi Thür

L.246

Eine große, prunkvolle, herrschaftliche Zinkguss-Lampe, die sofort mein Interesse weckte. Trotz der sichtbaren Beschädigungen am Vasenrand habe ich die Lampe ersteigert. Diese Beschädigungen haben wohl andere Sammler erschreckt; denn ich war der einzige Bieter! Ich vermute, dass die Lampe aus Deutschland ist. Sie trägt aber keinerlei Zeichen eines Herstellers. Daher bleibt die Herkunft ziemlich ungewiss. Die überbordende Ornamentik weist auf 1880’er Jahre als Entstehungsdatum hin.

Als ich die Lampe in den Händen hielt, musste ich feststellen, dass der Lampenkörper regelrecht schief war. Ich musste den einen Fuß unten 6 mm (!) erhöhen, um oben die horizontale Lage mit der Wasserwaage herzustellen! Das war ein viel größeres Problem als die gebrochene Vasenkante. Ich musste lange mit behutsamen Hammerschlägen arbeiten, bis die Schieflage einigermaßen korrigiert war. Die Delle am Bassindeckel habe ich ebenfalls mit Hammerschlägen begradigt. Die zerbrochenen Vasenränder habe ich zunächst getrennt, abgeschliffen, und mit Stabilit® angeklebt. Nach dem Abschleifen sieht man die Bruchkanten kaum noch. Siehe dazu die Fotos bei Reparatur – Arbeiten an Metallteilen - Reparatur der gebrochenen bzw. gebogenen Ränder.

Die Lampe ist sehr reichhaltig dekoriert. An der Vase ist eine Frau dargestellt, die eine Taube in ihrer Hand hält und mit zwei Engelchen flankiert ist. Das gleiche Motiv kommt auch hinten vor. Die Henkel sind mit Männergesichtern verziert. Der äußerst prunkvolle Sockel wird von 4 kleinen Engelchen getragen. Die überbordend verzierte, eklektizistische Dekoration des Historismus ist hier sehr gegenwärtig.

Als Brenner habe ich den 22''' Titan-Brenner von K&T eingesetzt. Die fehlende Flammscheibe des Brenners konnte ich mit der bauidentischen Flammscheibe eines Brenners von Schwintzer & Gräff ergänzen. Die altehrwürdige Melonentulpe ist bei einigen deutschen Lampenmanufakturen aufgeführt. Sie war wohl Anfang der 1880’er Jahre sehr beliebt.

Nach ordentlicher Reinigung und Grundierung mit Schuhcreme habe ich die Lampe mit Or classique komplett neu bronziert.

Diese Lampe ist eine der prächtigsten Zinkguss-Lampen meiner Sammlung. Ich bin stolz darauf, sie fachgerecht repariert und ihr ursprüngliches, prunkvolles Aussehen wieder hergestellt zu haben.

 

 

Lampendaten

Von mir ergänzt:
Flammscheibe, Brenner, Glaszylinder, Tulpenschirm und Kugelring.

Reinigung und Reparatur:
Lampenschieflage korrigiert. Die zerbrochenen Vasenkanten repariert. Die Delle am Bassindeckel begradigt. Lampe komplett neu bronziert (Or classique).

Lampenkörper:
Gesamter Lampenkörper aus feinem, ornamentalem Zinkguss mit barockalen Zierelementen. Sockel auf 4 Engelsfüßen, 18 x 18 cm, Ø 231 mm.
Vase vorne und hinten gleich dekoriert mit einer Frau und zwei Putten. Zwei angeschraubte Henkel. Vasen-Oberkante mit zwei gebrochenen Stellen. Vase Ø 165 mm, mit Henkeln 227 mm. In der Vase ein Zusatzbehälter aus Messing, obwohl nicht nötig. Lampe stand ordentlich schief. Original-Bronzierung fast komplett abgerieben.
Bassin aus klarem Glas, eingekittet unter dem Zinkguss-Deckel mit passender Ornamentik, eingesteckt in der Vase, Ø 169 mm. Deckel mit einer Delle.

Brenner:
22’’’ Titan-Brenner von Kästner & Töbelmann, Erfurt, mit Galerie-Heber, für den französischen Markt.
Dochtrad gemarkt: L.R. Bec Apollon Importé.
Ersatz-Flammscheibe von S&G mit identischem Aussehen; flache Scheibe auf Rohr und langem Siebrohr.
Flachdocht 102 mm.

Glaszylinder:
20’’’ Matador-Zylinder mit schmalem Bauch. Höhe 283 mm, Ø unten 63 mm.
Gemarkt: Riesenbrenner-Cylinder 20''' in verziertem Kreis + Waage.

Schirm und Schirmhalter:
Tulpenschirm in Melonenform, farbloses Glas, satiniert, flachgeätzte Motive, Oberrand wellig geschnitten.
Höhe 220 mm, Ø unten 101 und Bauch 187 mm.
100 mm Kugelring für 20’’’ Brenner.

Lampenmaße:
Höhe bis zum Vasenring 40,2 cm, Gesamthöhe mit Zylinder 73,2 cm.
Gesamtgewicht 6310 g.