Lampen aus Porzellan
In einer Sammlung von französischen Lampen dürfen freilich Lampen aus Porzellan oder Keramik nicht fehlen. In diesem Unterkapitel beschreibe ich insgesamt 23 französische Lampen, deren Vasen bzw. Lampenkörper entweder aus Porzellan, Keramik oder Glas bestehen.
Interessant ist die Feststellung, dass es nur sehr wenige Porzellanlampen von den sehr berühmten französischen Porzellanmanufakturen wie Sèvres oder Limoges auf den Markt kommen. In den 10 Jahren der Sammeltätigkeit habe ich nur sehr selten solche Lampen erblickt; und sie waren fast ausnahmslos bei eBay USA angeboten, allerdings auch zu sehr hohen Preisen. Ich gehe davon aus, dass Lampen mit sehr hochwertigen Vasen aus solchen renommierten Manufakturen fast ausschließlich in Auktionshäusern und qualitativ hoch stehenden Antiquitätengeschäften auf Kundschaft warten. Daher ist meine obige Aussage zu relativieren; da ich nur auf eBay-Portalen unterwegs bin.
Gibt es nun nur wenige, hochpreisige Porzellanlampen aus Frankreich? Mitnichten! Es gibt eine große, sogar sehr große Anzahl von Porzellanlampen, die aber aus unbekannt gebliebenen Manufakturen stammen, die unter dem Sammelbegriff „Pariser Porzellan“ angeboten werden. Diese Porzellanwaren tragen keine Bodenmarke. Man kann sie kaum zu einer Manufaktur zuordnen. Relativ sicher können Porzellane zu Valentine Saint-Gaudens und Bayeux auch ohne Signatur zugeordnet werden, da ihr Stil (Motivwahl, Bemalung) schulbildend war. Aber diese Porzellanlampen waren ausschließlich Modérateur-Lampen, die ich schon im Unterkapitel Umgewandelte Modérateur-Lampen vorgestellt habe.
Die allermeisten Porzellanlampen, die bei eBay Frankreich auftauchen, sind die sog. „Valentin“-Lampen. Die Bezeichnung „Valentin“ hat mit der Porzellanmanufaktur Valentine Saint-Gaudens nichts zu tun. Diese Bezeichnung soll von einem Lied in einem Musicalfilm mit Maurice Chevalier herrühren. Wie dem auch sei, das sind kleine, einfache Lampen, bei denen der Porzellankörper gleichzeitig Bassin und Sockel ist. Diese Lampen waren wohl die alltäglichen Arbeitslampen der Franzosen; und ich vermute, sie wurden ohne irgendeinen Schirm benutzt.
Französische Porzellanlampen in der Sammlung
Von links: L.289 – L.144 – L.085 – L.270 / L.240 – L.302 – L.227 – L.244
Sowohl L.289 als auch L.144 sind handbemalte Valentin-Lampen, bei denen ich – meiner Gewohnheit gemäß – jeweils eine passende Tulpe hinzugefügt habe.
L.085 ist schon eine Klasse höher zu schätzen, denn sie hat einen eigenständigen Fuß und eine dekorierte Oberfläche. Vermutlich kommt sie aus der gleichen Manufaktur wie die kleinere Lampe links von ihr, denn beide haben die gleiche Glasur und sind mit kleinen, bemalten Blumenfeldern geschmückt.
L.270 imitiert sowohl mit der hellgrünen Glasurfarbe („Seladon-Glasur“) als auch mit ihrer Form die alten chinesischen Porzellane. Es sind auch zwei Jäger in vermutlich chinesischen Trachten darauf abgebildet, die seltsamerweise mit Schießgewehren jagen. Der mitgelieferte Kugelschirm harmoniert bestens mit der Lampe.
Die drei letzten Lampen im linken Foto haben eine gemeinsame Eigenschaft: Durch die hellblau- bzw. hellgrün gefärbte Glasur hat man eine Oberflächendekoration erzielt, indem die dickere Glasurschicht in den Vertiefungen der Porzellanoberfläche einen dunkleren Ton aufweist.
L.240 und L.302 sind kleine, niedliche Porzellanlampen mit Sockeln aus Messingguss. Beide Lampen kommen vom gleichen Hersteller. Nur die eine Vase ist allerdings mit der Bodenmarke einer bayrischen Porzellanmanufaktur signiert. Beide Lampen haben kleine, bemalte Tulpen mit einer interessanten Form.
Die große, elegante Porzellanlampe L.227 sticht in dieser Reihe mit ihrer feinen Bemalung und hochwertiger Ausstattung. Sie ist die einzige Lampe in meiner Sammlung mit einem Brenner von Maris & Besnard in Paris. Eine St. Louis-Tulpe erweist der Lampe Reverenz (noblesse oblige!).
Die letzte Lampe im Foto, die L.244, gehört wiederum zu den kleinen Lampen aus Pariser Porzellan. Sie ist mit einer Rokoko-Szene bemalt. Der Messing-Sockel ist von mir. Der Zylinder ist ein seltener Phénomène-Zylinder, und die Tulpe ist aus Opalin-Glas.
Lampen aus Keramik bzw. Glas
Im Gegensatz zu den Porzellanlampen sind die Lampen aus Keramik zum Teil weltberühmt. Der Grund dafür ist die Tatsache, dass es in Frankreich einige sehr berühmte Keramikmanufakturen (Fayencerien) gab (und sogar teilweise noch gibt), die mit ihrem innovativen Design und meisterlicher Bemalung sehr berühmt wurden. Dazu gehören zweifellos Longwy und Gien, die heute noch existieren. Aber auch andere Keramikproduzenten, wie Vieillard in Bordeaux, Keller & Guérin in Lunéville, hatten sehr bedeutende Manufakturen und haben Vasen für Petroleumlampen hergestellt. Die meisten dieser Erzeugnisse sind signiert oder tragen eine Bodenmarke, was die Identifizierung der Manufaktur sehr erleichtert.
Französische Lampen mit Keramik-Vasen
Von links: L.015 – L.056 – L.127 (Longwy) – L.145 (Longwy) / L.219 - L.220 – L.337 (alle drei von Gien) – L.310 (vermutlich Sarreguemines = Saargemünd)
L.015 ist an sich eine einfache Keramiklampe mit bemalten Schwalben und Blumen. Die bemalten Motive waren wohl beliebt; es gibt auch andere Lampen in unterschiedlichen Formen, aber mit gleichen bemalten Motiven von der gleichen Manufaktur. Diese Lampe gehört zu den ganz wenigen französischen Lampen in meiner Sammlung, wo ich einen Vesta-Schirm (immerhin einen Pariser Schirm) verwendet habe.
Die für Hängelampen angefertigte L.056 überrascht mit einer fein bemalten Vase aus Steinzeug. Die Tulpe ist von St. Louis. Auch die Lampe L.127 ist zum Benutzen in einer Hängelampe bestimmt. Die Vase mit den in kräftigen Farben bemalten arabesken Motiven ist von Longwy. Der Schirm ist eine amerikanische Gaslampentulpe.
Ähnlich bunt bemalt ist die zylindrische Vase von Longwy bei L.145. Diese Vase ist nachträglich gebohrt, war also ursprünglich eine Blumenvase. Die Tulpe ist ebenso bunt bemalt und dürfte nur wenig Licht verbreiten.
Das Lampenpaar L.219 und L.220 haben Vasen von Gien. Die Blumenmotive sind in Umrissen bedruckt und wurden anschließend handkoloriert. Die beiden Zwillingstulpen sind von St. Louis. Auch die imposante L.337 basiert auf einer Vase von Gien, die in ihrer Bemalung sehr an die Erzeugnisse von Longwy erinnert. Auch hier thront eine Tulpe von St. Louis.
L.310 ist dann wieder eine seltene und außergewöhnliche Lampe, bei der die rechteckige, bemalte Vase in einem ehemals vergoldeten Messing- oder Bronzemontur platziert ist. Die Keramikvase ist unten völlig unleserlich gestempelt. Die Verkäuferin hatte gemutmaßt, dass der Stempel möglicherweise von Sarreguemines (Saargemünd) sein könnte.
Weitere Lampen mit Keramik- oder Glasvasen
Von links: L.265 (Keller & Guérin) – L.346 – L.305 (Fourmaintraux Frères) / L.149 – L.187 – L.188 – L.322
Die Lampe L.265 weist schön verzierte Zinkguss-Monturen auf. Die kugelige Vase ist von Keller & Guérin aus Lunéville. Der äußerst fein geätzte Kugelschirm aus Großbritannien ist für Gaslampen entworfen. Mit einem 15‘‘‘ Saturn-Brenner von R. Ditmar und einem deutschen Glaszylinder ist die Lampe international bestückt.
Die kleinere Lampe L.346 hat Anleihen von Empire-Stil mit ihrer anziehenden, kontrastreichen Kombination aus kobaltblauer Vase und Messingmonturen. Der fein geätzte Kugelschirm ist ein Produkt von St. Louis.
Die mächtige (96 cm Höhe), imposante Keramiklampe L.305 ist eine Rarität. Sie ist ein Produkt der nordfranzösischen Keramikmanufaktur Fourmaintraux Frères aus Desvres und ist komplett mit blauen Delfter Motiven bemalt. Die Lampe war zum Export bestimmt, denn sie ist nur signiert mit „France“ und ich bekam sie mit einem amerikanischen #3 Vasenring. Jetzt ist ein 20‘‘‘ Odin-Brenner von Carl Holy mit dem passenden Knick-Zylinder darauf. Der mit blauem Dekor bedruckte Kugelschirm kam aus den USA. Diese Lampe gehört sicherlich zu den Highlights der Sammlung.
Die Lampe L.149 besticht alleine durch ihre Vase mit pastös bemalten weißen Blumen auf kobaltblauem Hintergrund. Der Kugelschirm aus weißem Milchglas harmoniert bestens mit der Bemalung der Vase.
Die nächsten drei Lampen bestehen vorwiegend aus Glas. Sowohl L.187 als auch L.188 haben raffiniert geformte und angefertigte Glasvasen, die aus zwei übereinander gelegten Glasschichten mit dazwischen liegenden Luftkammern bestehen. Diese Technik erforderte wohl meisterliches Können von Glasmachern. Die Tulpe der ersteren Lampe ist auch mit der gleichen Technik hergestellt.
L.322 ist eine außergewöhnliche Lampe, die über ein Glasbassin und einen Tulpenschirm verfügt, die beide vom Hause Baccarat stammen. Beide Glasteile sind mit raffinierten Ätzmustern versehen. Diese Lampe gehört zu den wenigen Lampen der Sammlung, die ihre in langen Zeiträumen gewonnene Patina behalten durften.