© Arto Hanciogullari und T. Tsekyi Thür

Französische Skulpturenlampen

Ein hochpreisiges Topsegment der französischen Lampen bilden die figürlichen Skulpturenlampen, die manchmal einen Titel und auch die Signatur des Bildhauers tragen, die diese Figuren entworfen haben. Die hochwertigsten Exemplare sind in zwei leicht unterschiedlichen Bronzetönen patiniert. Ich persönlich finde, dass manche von diesen Lampen fast eine Liebeserklärung an den wohlgebauten weiblichen Körper darstellen. Die Künstler dieser Entwürfe sind auch vielfach bekannt durch ihre anderen Objekte, allen voran mit ihren echten Bronzeskulpturen, die freilich in einem viel höheren Preisniveau gehandelt werden.

Während Zinkguss bei den meisten französischen Lampen eine nur untergeordnete Rolle spielt, ist er hier bei den Skulpturenlampen sehr gut vertreten. Mit Zinklegierungen konnte man sehr fein detaillierte Güsse bei recht niedrigen Gießtemperaturen herstellen. Außerdem war diese Legierung im Vergleich zu Messing oder Bronze vergleichsweise preisgünstig. Daher war Zinkguss das ideale Material für die Skulpturenlampen. Mit Patina-Farben konnte man die Skulpturen aus Zinkguss so gestalten, dass sie wie braun patinierte Bronzestatuen aussahen. Die Skulpturen aus Zinkguss avancierten im ausgehenden 19. Jahrhundert zur „Bronze des armen Mannes“ in Frankreich.

Meine 19 französischen Skulpturenlampen sind in den folgenden 3 Sammelfotos abgebildet. Ich stelle diese Lampen zusätzlich in Rahmen eines eigenständigen Kapitels (Kapitel Skulpturenlampen) zusammen mit weiteren Lampen aus anderen Nationen nochmal vor.

In den ersten zwei Sammelfotos sind die figürlichen Skulpturenlampen (mit und ohne Künstler-Signatur) zusammengestellt. Die menschliche, allen voran die weibliche Figur ist der Schwerpunkt der französischen Skulpturenlampe.

 

Französische Figurenlampen aus Zinkguss und mit Künstler-Signatur
Von links: L.018 (Henri Honoré Plé) – L.046 (François Hippolyte Moreau) – L.081 (Ernest Rancoulet) / L.290 (Paul Philippe) – L.176 (Eugène Capy) – L.083 (Claude Bonnefond)

 

Die sehr große Figurenlampe L.018 stellt das „Erwachen“ als Skulptur von Henri Honoré Plé dar. Die Lampe ist betitelt „L’Eveil“. Die liebliche Frauenfigur ist in zwei Farbtönen patiniert. Die Patina ist sehr gut erhalten. Die gelb gemusterte Tulpe ist aus Großbritannien.

Die von mir komplett neu bronzierte Lampe L.046 von François Hippolyte Moreau ist der Jagd- und Mondgöttin Diana gewidmet. Die Göttin steht in einer Mondsichel und hält einen Pfeilbogen in ihrer Hand. Den Bogen musste ich selbst bauen und einsetzen, da er bei der Lampe fehlte. Die Frauenfigur als Göttin ist natürlich sehr weiblich und ganz stolz dargestellt.

Die Lampe L.081 ist von Ernest Rancoulet und stellt – nach dem angebrachten Titel zu urteilen - eine Begegnung am Brunnen dar. Vermutlich gehört diese Lampe zu einem Lampenpaar. Die andere Lampe hatte wahrscheinlich eine junge Frau am Brunnen dargestellt, zu der der Gruß des jungen Mannes galt. Die Figur ist leider nachträglich dilettantisch bemalt worden. Eine Vianne-Tulpe und ein Baccarat-Bassin verschönern die Lampe.

L.290 mit einer schön in Jugendstil geformten Frauenfigur von Paul Philippe ist dahingehend interessant, da die Frauenfigur mit zwei Händen eine halboffene Schale hält, in der das Glasbassin platziert ist. Normalerweise wird das Bassin nur mit einer Hand gehalten. Auch diese Figur ist zweifarbig patiniert.

L.176 ist vermutlich aus dem beginnenden Jugendstil und stellt eine junge, fast tänzelnde Frau dar, die eintönig in Braun patiniert ist. Die Figur ist von Eugène Capy. Die restlichen Teile der Lampe inklusive des gedrehten Holzsockels wurden von mir ergänzt. Auch der Titel „La lumière“ ist meine Erfindung.

Die letzte Lampe im Foto, L.083, ist eine reinrassige Jugendstil-Lampe von Claude Bonnefond. Hier bewundert die reizvolle junge Frau eine Iris-Blume in ihrer Hand. Das Baccarat-Bassin wird von einem hinter ihrem Körper hoch schlängelnden Pflanzenstängel gehalten. Die Original-Patinierung ist noch gut akzeptabel.

 

Weitere Figurenlampen aus Zinkguss, jedoch ohne Künstler-Signatur
Von links: L.101 – L.102 – L.120 / L.195 – L.216 – L.077

 

Bei der Lampe L.101 sitzt eine Frau im Jugendstil-Design auf einem pompösen, barockal anmutenden Podest. Mit der linken Hand hält sie eine Schreibfeder, die rechte Hand unterstützt den Metallzapfen für das Glasbassin. Der Entwurf ist etwas erklärungsbedürftig. Alle restlichen Teile sind von mir ergänzt.

L.102 stellt nochmal die Mondgöttin dar. Sie sitzt hier innerhalb der Mondsichel. Die Sockel-Konstruktion ist vermutlich nachträglich erstellt. Auch bei dieser Lampe musste ich alle anderen Teile selbst beisteuern.

Die recht große Lampe L.120 ist ein schönes Beispiel für den sinnlich-verfeinerten französischen Geschmack im ausgehenden 19. Jahrhundert. Hier sitzt eine halbnackte Dame auf einer Marmorkugel. Allein der Sockelbereich ist schon sehr prunkvoll. Die fein geätzte Tulpe ist von St. Louis.

Die Lampe L.195 ist eher zum Historismus zuzuordnen, denn der gesamte Podest ist sehr aufwändig aus mehreren Zinkguss- und Steinteilen konstruiert. Die fein gegossene weibliche Figur war wohl ursprünglich mit einer umlaufenden Weinranke geschmückt. Ich habe die Zinkgussteile in zwei Farben bronziert.

Auch die etwas kleinere Figurenlampe L.216 ist komplett von mir in zwei Farben bronziert. Die Lampe ist aus der Jugendstil-Zeit und ein schönes Beispiel für verspielte Lampendesigns der Franzosen, der mir sehr gut gefällt.

Die letzte Lampe im Foto, L.077, ist einfacher in der Konstruktion, als sie aussieht. Hier hat man die komplette Skulptur inkl. Sockel in einem Guss hergestellt und auch komplett in Grün- und Brauntönen patiniert. Die jetzige Farbgestaltung des Sockels ist von mir. Die Hand der Figur, mit der sie das Glasbassin hält, musste ich neu modellieren.

Im letzten Foto sind weitere Lampen abgebildet, die teilweise aus anderen Materialien bestehen.

 

Skulpturen-Lampen aus unterschiedlichen Materialien
Von links: L.306 (Charles Théodore Perron) – L.200 (Emil Fuchs) – L.174 / L.239 – L.027 – L.254 – L.340

 

Die kleine Lampe L.306 ist meine einzige Lampe aus Zinn. Sie ist entworfen von Charles Théodore Perron. Hier sitzt eine nackte Frau (vermutlich eine Wassernixe) auf einem mächtigen Fischkopf und umarmt eine große Meeresschnecke. Die Lampe trägt unten auch den Stempel der Gießwerkstatt. Die Tulpe ist von Cristallerie de Clichy.

Die außergewöhnliche Skulpturenlampe L.200 ist ein Werk des Österreichers Emil Fuchs und ist in einem Katalog von S.I. Paris abgebildet. Die Skulptur besteht hier aus einer Tulpenpflanze, deren Zwiebel, Stängel, Blätter und Blüten als Lampenkörper dienen. Alle Teile der Skulptur sind handbemalt. Die ebenfalls bemalte Tulpe ist ein Werk von Cristallerie de Pantin.

Die Lampe L.174 ist aufgrund ihres Materials einmalig in der Sammlung: Sie ist aus Ebonit geformt! Ebonit ist ein sehr hochwertiges, schwarzes Kunstharz des amerikanischen Erfinders Charles Goodyear, patentiert in 1851.

L.239 ist eine schlanke Lampe mit einem schlafenden Knaben im Sockelbereich. Die längliche, farblos-satinierte Tulpe kam aus Großbritannien.

Die Lampe L.027 gehört zu den sog. „Reiher-Lampen“ aus Frankreich, die wohl in der Jugendstil-Zeit sehr beliebt waren. Bei dieser Lampe ist ein vollplastischer Reiher mit einer Pflanzenornamentik umgeben. Die Blüten und Blätter sind in Champlevé-Technik bemalt. Das interessante Glasbassin ist höchstwahrscheinlich von Cristallerie de Clichy.

Die beiden letzten Lampen im Foto waren beide früher Kerzenständer, die mit aufgesetzten Glasbassins zu Lampen umfunktioniert worden sind. L.254 besteht aus einem stilisierten Drachen aus Gusseisen. Das Bassin ist handbemalt von Cristallerie de Pantin. L.340 stellt einen Hippokamp dar, ein mythologisches Wesen aus Halbpferd und Halbfisch. Ich vermute, dass die Skulptur des Hippokamps aus Bronzeguss ist.