© Arto Hanciogullari und T. Tsekyi Thür

Mittelteil zwischen Sockel und Petroleumtank

Dieser Teil ist die eigentliche Gestalt- und Aussehen bestimmende Komponente einer Lampe. Daher gibt es hier eine große Formen- und Materialvielfalt. Diesen Teil von Tisch- und Salonlampen kann man am besten in drei großen Kategorien studieren (Anmerkung: diese Klassifizierung von mir beruht auf meiner Beobachtung des Angebots bei eBay und anderswo seit mehreren Jahren und hat keinen wissenschaftlichen Anspruch; jeder kann eine andere Klassifizierung vornehmen, wenn er möchte):

a. Lampen mit sichtbarem Petroleumtank: Lampen, deren Petroleumtank oberhalb des Mittelteils und von außen komplett sichtbar angebracht ist. Eine Untergruppe dazu bilden Lampen mit eingehängtem Petroleumtank. Diese beschreibe ich im nächsten Unterkapitel (siehe Petroleumtank / Bassin).

b. Lampen mit verstecktem Petroleumtank: Lampen, deren Petroleumtank in dem Mittelteil eingesteckt und daher von außen nicht oder nur teilweise sichtbar ist.

c. Lampen ohne separaten Petroleumtank: Lampen, bei denen der Mittelteil gleichzeitig Lampenkörper und Petroleumtank ist.

 

Lampen mit sichtbarem Petroleumtank

In dieser sehr oft vorkommenden Kategorie ist der Petroleumtank immer sichtbar; er bestimmt sogar bei einfachen Lampen das Aussehen einer Lampe und übernimmt damit unter Umständen die gestalterische Aufgabe einer dekorativen Vase, die sonst bei dieser Art von Lampen selten oder gar nicht vorkommt. Daher wird der sichtbar angebrachte Petroleumtank in einigen Publikationen als „Vase“ bezeichnet, obwohl er keineswegs wie eine Vase aussieht. Der Petroleumtank ist auf dem Mittelteil eingeschraubt bzw. fest eingekittet, und stellt meist einen recht dekorativen Teil der Lampe dar, da er in diesem Fall oft farbig bemalt, mit goldenen Linien verziert, mit Kristallschliff versehen oder sonst wie schön dekoriert ist.

Der Mittelteil der Lampe, also der Teil der Lampe zwischen dem Sockel und dem Petroleumtank, ist die Gesamterscheinung maßgeblich bestimmende Partie der Lampe. Dieser Teil kann eine Säule, eine Skulptur, eine Vasenform aus Glas oder Metall oder ein beliebig anderes, Sockel und Petroleumtank miteinander verbindendes Gebilde sein. Bei kleinen Lampen wird oft nur ein Verbinder aus einem einfachen, profiliert gedrückten Messingring zwischen Sockel und Petroleumtank eingesetzt. Diese Lampen kommen ohne einen dezidierten Mittelteil aus. Im Folgenden ist eine einfache Klassifizierung von mir angegeben, die nur den Mittelteil berücksichtigt:

1. Kurze Säule: Der Petroleumtank ist vom Fuß durch eine kurze, manchmal sogar nur angedeutete Säule getrennt. Die Säule kann sogar die Verlängerung des Fußes nach oben sein. Manchmal gibt es auch kurze, säulenartige Marmorteile, die eiförmig oder vasenförmig sind.

2. Lange Säule: Die Säule ist mittellang, oder sehr lang und beherrschend. Meist aus Messingblech (schlicht, dekoriert, vertikal gerippt bzw. diagonal kanneliert), Marmor oder Alabaster bestehend, gibt die lange Säule der Lampe ein majestätisches Aussehen. Seltener gibt es auch Säulen aus bemaltem Porzellan, Kupfer, Zinkguss oder gar aus Glas. Der Querschnitt der Säule ist fast immer rund, sehr selten auch quadratisch oder mehreckig. Säulenform kann zylindrisch, konisch, nach oben verjüngend oder leicht konvex, d.h. im Mittelteil etwas breiter als oben und unten sein.

3. Mehrfache Metallträger: Aus dem Fuß steigen meist 3 oder 4 schmale, gerade oder gebogene, metallene Träger in Form von stilisierten Beinen von Tieren oder allegorischen Wesen aus Zink- bzw. Messingguss, die oben den Petroleumtank halten. Es gibt auch dekorativ verzierte dünne Messingträger mit auffallendem Jugendstil-Zierrat, die die tragende Rolle übernehmen.

4. Skulptur: Der maßgebliche Teil der Lampe ist eine figürliche Skulptur, die oft aus einer Zinklegierung gegossen ist, die durch eingetragene „Patina“ in Brauntönen wie eine echte Bronzefigur aussieht. Bisweilen gibt es auch Skulpturen aus Keramik, Porzellan und Pressglas. Figuren stellen oft Menschen oder Putten dar; aber auch andere Sujets wie Pflanzen oder Tiere kommen vor.

5. Vase: Die Funktion einer Säule übernimmt hier ein vasenähnliches Gebilde, die alle möglichen Formen (außer der oben klassifizierten Formen 1.-4.) annehmen kann. Unter der Bezeichnung „Vase“ verbergen sich alle Mittelteile, die an sich keine Vasen sind, aber deren Form entfernt an eine dekorativ gestaltete Vase erinnert. Das Material kann Glas, Metall, Keramik oder Porzellan sein. Vasenähnliche Mittelteile aus Zinkguss oder Glas sind oft aus dem Sockel ausgehend als eine Einheit gebildet.

 

Einige Beispiele für kurze und lange Säulenlampen
Von links: Marmor kurz – Marmor kurz, eiförmig – Verlängerter Fuß – Pressglas – Marmor – Messing

 

Beispiele für andere Formen der Mittelteile außer Säulen
Von links: Klassischer Dreifuß – Mehrfacher Metallträger – Glasvase – Porzellanvase - Frauenfigur in Zinkguss

 

Lampen mit verstecktem Petroleumtank

In dieser sehr häufigen Sorte von Lampen ist der Petroleumtank in der sogenannten Vase, d.h. in einem in vielen Fällen vasenähnlichen, hohlen Gefäß eingesteckt. Dieses Gefäß kann aus unterschiedlichen Materialen (Glas, Metall, Keramik/Porzellan) mit unterschiedlichen Verzierungen (bunte Bemalung, reliefierte Prägung, ornamentaler Metallguss) bestehen. Somit ist die Vase das eigentliche dekorative Element der Lampe. Meistens ist sie auf einem Sockel platziert, von dem sie in manchen Fällen durch eine kurze, manchmal sogar nur angedeutete Säule getrennt ist.

Die mit Abstand am häufigsten vorkommende Vasenart ist aus Metall. Insbesondere die Lampen der „Historismus“-Ära sind aus gegossener Zinklegierung (= Zinkguss), überschwänglich mit Putten, Blumen, Genreszenen und allegorischen Darstellungen dekoriert, bisweilen mit Henkeln oder anderem Zierrat versehen, und galvanisch bronziert. Vasen aus ornamental geprägtem Messingblech kommen auch sehr häufig vor. Vasen aus anderen Metallen wie Eisen, Kupfer, Zinn, oder aus Messing- oder Bronzeguss sind sehr viel seltener.

Vasen aus nicht-metallischen Materialien bestehen aus Glas bzw. Keramik oder Porzellan. Es gibt sehr viele Lampen, deren Vase oder gesamter Körper, also Fuß und Vase zusammen, aus Glas besteht. Das Glas ist sehr oft weißes oder farbiges, opakes Milchglas, bzw. transparentes Glas, fast immer farbig bemalt. Eine weitere große Klasse sind Vasen aus Steinzeug/Steingut (beispielsweise die deutschen „Majolika“-Lampen, die japanischen „Satsuma“-Vasen), seltener auch Porzellan (die japanischen „Imari“-Vasen, chinesische Vasen, Pariser Porzellan). Diese Vasen sind zum größten Teil handbemalt. Besondere Raritäten sind Vasen aus gedrehtem Marmor oder geschnitztem Alabaster.

 

Unterschiedliche Materialien zur Vasengestaltung
Von links: Keramik – Porzellan – Glas – Zinkguss – Messingblech

 

Da die Vase in dieser Art von Lampen der maßgebliche, der beherrschende Teil der Lampe ist, kann man die äußere Form der Lampe durch die Form der Vase definieren. Folgende Formen tauchen am meisten auf:

1. Pokalform: Die Vase ist in Form eines Pokals, konisch von unten nach oben gleichmäßig breiter werdend.

2. Urnen- oder Vasenform: Die Vase hat die Form einer Urne; sie wird von unten nach oben mit leichtem Schwung breiter. Zu dieser Klasse gehören auch alle Vasen, die einer Blumenvase ähnlich, auch viele unterschiedliche Vasenformen ausweisen können. Der Körper kann auch von kreisförmig rundem Querschnitt abweichen und in seltenen Fällen mehreckige (quadratisch, hexagonal, etc.) oder ovale Formen annehmen.

3. Kugelform: Die Vase ist eher kugelförmig bauchig gestaltet.

4. Zylinderform: Die Vase ist streng zylindrisch, mit dem gleichen Durchmesser unten wie oben. Abweichend von der streng zylindrischen Form können die Wände auch leicht nach innen gewölbt sein. Ein Sonderfall sind Vasen aus zwei zylindrischen Körpern, der untere gedrungener und breiter als der obere (oft durch Umwandlung alter Modérateur-Lampen zu Petroleum-Lampen entstanden).

 

 

Unterschiedliche Vasenformen
Von links: Pokalform – Urnen- bzw. Vasenform – Zylinderform – Kugelform

 

Lampen ohne separaten Petroleumtank

Hier findet man meist kleine bis mittelgroße Lampen, deren gesamter Hohlkörper zugleich Vase und Petroleumtank ist. Man hat in vielen Fällen auf die Ausformung eines separaten Sockels verzichtet und die Vase so gestaltet, dass sie gleichzeitig den Petroleumtank darstellt. Die kleinen Sparlampen oder Lampen für Kinderstuben gehören oft zu dieser Kategorie. Diese Lampen sind demnach ziemlich einfach in ihrem Aufbau, was aber nicht bedeutet, dass sie weniger reich dekoriert, bemalt, verziert sind. Der Lampenkörper kann aus Glas, Keramik, Porzellan oder Metall bestehen. Hochwertigere Lampen hat man manchmal mit einem separaten Sockel aus Messingguss bestückt. Hier gibt es kein anderes Klassifizierungsmerkmal außer der Form der Lampe selbst.

1. „Valentin“-Lampen": Das sind typisch französische Lampen, deren Körper entfernt einer weiblichen Figur nachgeformt ist: Er ist unten breit, in der Mitte etwas schmaler, und oben wieder etwas breiter. Diese Lampen sind meistens aus Porzellan angefertigt.

2. Skulpturenlampen: Diese kleinen Lampen haben sehr oft die Gestalt eines Lebewesens (Tiere, insbesondere Eulen, Hunde), eines Gebäudes (z.B. Windmühle, Turm), eines Gegenstandes (z.B. Truhe, Ofen, Bierhumpen) oder was einem sonst noch einfällt. Gerade diese Verspieltheit und Freiheit bei der Formung der Lampe, gepaart mit der kleinen, niedlichen, handlichen Dimension, hat dazu geführt, dass diese Lampen bei vielen Lampen-Sammlern sehr beliebt sind. Dies hat aber auch zur Folge gehabt, dass solche Lampen heute noch, meist in kitschiger Form ohne jedweden künstlerischen Anspruch, weiter hergestellt werden. Sie bestehen meistens aus Glas, Porzellan oder Keramik und sind sehr oft mit Spar- oder Sternbrennern bestückt.

3. Nicht figürliche Lampen: Diese Lampen haben wieder klassische Formen (vasenähnlich, zylindrisch, kugelig, sogar kubisch bzw. rechteckig) im Gegensatz zu figürlichen Lampen; der Rest ist vergleichbar. Sie bilden ebenso wie die figürlichen Lampen ein eigenes Sammelgebiet („Miniatur-Lampen“: ein sehr beliebtes und recht teures Sammelgebiet insbesondere in den USA). Das am meisten verwendete Material ist Glas; aber auch andere Materialien wie Messing, Porzellan, etc., kommen zum Einsatz.

4. Henkel- bzw. Handlampen: Kleine, transportable Lampen mit einem Henkel gehören zu dieser Kategorie, da sie zum größten Teil ohne ausgeformten Fuß und ohne einen dezidierten Petroleumtank auskommen. Ihr Körper ist so ausgebildet, dass sie auf jeder ebenen Fläche aufgestellt werden können.

5. Küchenlampen: Auch die Küchenlampen, die man entweder an der Wand hängen oder auf den Tisch stellen kann, gehören zu dieser Kategorie.

Man wird aber immer wieder Lampen finden, die eher eine Mischung der oben genannten Klassen darstellen.

 

Beispiele für Lampen ohne zusätzlichen Petroleumtank
Von links: Handlampe – Valentin-Lampe aus Porzellan – Keramik-Lampe als Skulptur – Kleine Kinderstubenlampe