© Arto Hanciogullari und T. Tsekyi Thür

Schirmhalter

Schirmhalter oder Schirmträger, wie man diese Teile allgemein nennt, sind ziemlich einfach konstruierte, sehr oft aus Messing hergestellte Träger, die nur dazu dienen, den Schirm einer Lampe fest und sicher zu tragen. Aufgrund ihrer schmucklosen Erscheinung können sie kaum zum äußeren Aussehen einer Lampe beitragen. Sie sind auf der anderen Seite sehr wichtig, denn ohne sie kann man kaum einen Schirm an einer Lampe befestigen.

Schirmhalter will ich in drei Gruppen einteilen:

a) Schirmreife zur Aufnahme der Vesta- und Rochester-Schirme
b) Kugelringe zur Aufnahme der Kugel-, Tulpen- und Pariser Schirme
c) Andere Schirmhalter

 

Schirmreife für Vesta- und Rochester-Schirme

Vesta-Schirme für Tischlampen haben unten eine Kragenweite bis zu 235 mm (amerikanische Schirme sogar bis zu 250 mm), demnach brauchen sie in der Größe entsprechend passende Haltevorrichtungen, um den Schirm drin aufzusetzen. Zur Unterscheidung von den viel kleineren Schirmhalterungen für Kugel- und Tulpen-Schirme nennt man die großen Halter „Schirmreif“.

Die Schirmreife bestehen aus einem äußeren Ring, der aus einem runden, in L-Form gefalteten Messingblech gebildet wird, und aus einem viel kleineren inneren Ring. Der äußere Ring ist mit drei (bei größeren Exemplaren auch vier) Messingstäben, die eine leicht gewölbte S-Form haben, mit dem inneren Ring verbunden. Der Durchmesser des äußeren Rings entspricht der Kragenweite des Schirms, der vom inneren Ring dagegen dem Durchmesser der Brenner-Galerie, denn er wird  oberhalb des Korbes auf den Brenner einsteckt, so dass er die Galerie fest umfasst. Dieser innere Messingring hat, ähnlich zur Galerie eines Brenners, biegbare Zacken, um ihn am Brenner richtig fest anzubringen. Man muss auf jeden Fall für einen sicheren, festen Halt dieses Rings am Brenner sorgen, damit der teure Vesta-Schirm nicht herunter fallen und zerbrechen kann. Natürlich muss der innere Durchmesser des Schirmreifs geringfügig größer als die Kragenweite des Schirms sein, damit der Schirm hinein passt.

Die gängigen Schirmreife, die man zurzeit erwerben kann, sind für entsprechende Vesta-Schirme passend mit Durchmessern von 155 mm, 190 mm und 235 mm ausgestattet. Eine beliebige Kombination der Schirmgröße mit der Brennergröße ist nicht immer gegeben. Kleinere Schirmreife passen eher auf kleinere Brenner, größere Reife eher auf größere Brenner. Die einzig verbliebene Quelle für neue Schirmreife (und Kugelringe) in Deutschland ist derzeit der online-Handel von Jürgen Breidenstein (www.hytta.de). Er liefert folgende Größen (falls vorrätig): 155 und 190 mm für 10‘‘‘ Kosmos-Brenner sowie 155, 190 und 235 mm für 14‘‘‘ Kosmos-Brenner. Schirmreife für 20-linige Brenner gibt es leider nicht mehr. Braucht man trotzdem Schirmreife mit außergewöhnlichen oder abweichenden Reifgrößen, die man nirgends auftreiben kann, muss man sie selbst erstellen. Wie das geht, beschreibe ich im Kapitel Reparatur Arbeiten an BrennernKonstruktion von Schirmreifen.

Eine andere Variante des Schirmreifs hat keinen inneren Ring zum Aufstecken, sondern ihre drei Messingarme sind sogleich im Korb des Brenners angelötet. Mit anderen Worten, der Brenner trägt seinen eigenen Schirmreif fest mit sich. Diese Variante findet man oft bei den älteren deutschen Lampen mit einem Vesta-Schirm. Der Vorteil dieser Version ist, dass der Schirmreif wirklich fest am Brenner verbunden ist. Der Nachteil ist, dass man den Reif nicht mehr verwenden kann, sobald der damit fest verbundene Brenner defekt ist und ersetzt werden muss. Handwerklich geschickte Sammler können jedoch die Lötstellen am Korb lösen und den Schirmreif an einem anderen Brenner, den sie einsetzen wollen, wieder anlöten. Einige Übung zum Löten muss aber auf jeden Fall vorhanden sein.

Größere Schirme, wie zum Beispiel Rochester-Schirme bei den Hängelampen, erfordern selbstredend größere Schirmreife, die aber jetzt nicht mehr am Brenner befestigt werden, sondern an einem zentralen Ring, der am oberen Rand der Vase der Hängelampe fest angebracht ist. Der Schirmreif dieser Lampen ist auch nicht mit einfachen Messingstäben, sondern mit sehr aufwändig gestalteten, mit überbordender Ornamentik versehenen Halterungen aus Gusseisen (oder Messingguss bei den französischen Hängelampen) mit dem zentralen Ring verbunden.

Amerikanische Schirmhalter für Vesta-Schirme haben manchmal gar keinen runden Schirmreif, sondern lediglich die drei Messingstäbe, deren Enden nach oben gebogen sind. Der Schirm wird einfach auf diese drei Arme aufgesetzt.

 

Unterschiedliche Arten von Schirmhaltern für Vesta- und Rochester-Schirme
Obere Reihe, von links: Schirmreif (235 mm) mit dem Innenring zum Aufsetzen auf einen 14‘‘‘/15‘‘‘ Brenner
Schirmreif (235 mm) fest verlötet an einem Brennerkorb (20‘‘‘ Ideal-Brenner)
Untere Reihe, von links: Selbstgemachter Schirmreif (210 mm) mit dem Innenring zum Aufsetzen auf einen 20‘‘‘ Brenner
Amerikanischer Schirmhalter (250 mm) ohne den Außenreif

 

Kugelringe für Kugel-, Tulpen- und Pariser Schirme

Die Schirmhalter für Kugel- und Tulpenschirme sind wesentlich kleiner als die Schirmreife, denn die maximale Kragenweite dieser Schirme beträgt 100 mm, aus ganz wenigen Ausnahmen abgesehen. Dementsprechend gibt es Halterungsringe aus Messing, deren Innenöffnung für die gängigen Brennergrößen dimensioniert ist. Diese kleineren Schirmhalter nennt man durchweg „Kugelring“ auch wenn sie anstatt einer Glaskugel eine Tulpe halten. Die Kugelringe bestehen aus einem einzigen Ring, dessen Außenrand L-förmig nach oben gefaltet ist, und der innere Rand ähnlich zu Schirmreif-Innenring biegbare Zacken aufweist, um den Kugelring am Brenner, oberhalb des Korbes um die Galerie herum fest anzubringen. Der Durchmesser der Kugelringe muss etwas breiter sein als die Kragenweite des Glasschirms.

Auch bei den Kugelringen ist die Auswahl im Handel mittlerweile stark beschränkt. Die gängigen, heute noch verkauften Größen haben Durchmesser von 70 mm (für 10‘‘‘ und 14‘‘‘/15‘‘‘ Brenner), 85 mm (für 14‘‘‘/15‘‘‘ Brenner), und 95 mm (für 20‘‘‘ Brenner). Sie sind erhältlich nur bei www.hytta.de (falls vorrätig). Die meines Erachtens ganz wichtige Größe von 100 mm für 20-linige Brenner ist in Deutschland nicht mehr aufzutreiben. Diese Größe gibt es derzeit nur in Großbritannien. Es gibt auch keine 100 mm-Kugelringe für 14‘‘‘ Kosmos oder 15‘‘‘ Flammscheiben-Brenner. Einzelne alte Exemplare tauchen sporadisch bei eBay Großbritannien auf. Wesentlich kleinere Kugelringe mit 50 bis 65 mm Durchmesser für kleine französische Tulpenschirme sind ebenfalls fehlend. Man findet überhaupt keine Kugelringe für Brenner mit einer Zwischengröße, z.B. mit 62 mm Innendurchmesser für 16‘‘‘ Brenner (Central Vulkan- oder Kosmos-Brenner) bzw. mit 75 mm Innendurchmesser für britische 3-Zoll-Tulpenschirme. Damit ist es klar, dass die Vielfalt der früheren Zeiten verschwunden ist. Entweder hat man Glück und kann bei eBay oder auf Flohmärkten usw. die fehlenden Größen finden, oder ist man selbst findig und erstellt die nötigen Kugelringe selbst, wie ebenfalls im Kapitel Reparatur Arbeiten an Brennern - Konstruktion von Kugelringen beschrieben.

Eine Sondergröße erfordern die alten Glastulpen für Gaslampen, die unten eine Öffnung von mehr als 100 mm haben. Es gibt welche, die 110 bis 125 mm Durchmesser besitzen. Um diese Tulpen an Petroleumlampen zu verwenden, muss man entsprechend große Kugelringe auftreiben, die es in Europa kaum noch gibt. In USA werden noch 5-Zoll-Kugelringe hergestellt und angeboten, die in ihrem Aufbau eher einem kleinen Schirmreif ähneln: Ein äußerer Ring mit ca. 125 mm Durchmesser ist mit drei kleinen Messingstäben an einem inneren Ring verbunden, dessen Größe in etwa unseren 20-linigen Brennern passend ist. Man kann zur Not einen solchen Kugelring aus dem US-Online-Handel beziehen, wenn man tatsächlich eine Tulpe mit dieser außergewöhnlichen Größe aufsetzen möchte. Ich habe im amerikanischen eBay auch neu hergestellte Kugelringe in 5 Zoll-Größe gesehen, die man aus einem gewöhnlichen 4 Zoll-Kugelring (also mit 100 mm Durchmesser) angefertigt hat, indem man außen einen weiteren Messingring mit 125 mm Durchmesser angelötet hat; man hat also den Durchmesser eines gängigen Kugelrings mit einfachen Mitteln erweitert.

Ein weiteres Problem stellen Tulpen oder Kugeln dar, deren Kragenweite ein ziemliches Stück kleiner ist als der Durchmesser des nächsten, passenden Kugelrings. In so einem Fall bekommt der Schirm keinen guten Halt und ist im Kugelring ziemlich beweglich; er „schwimmt“. Beispielsweise eine alte englische Tulpe mit 3 Zoll-Kragenweite (ca. 75 mm) „schwimmt“ regelrecht in einem 85 mm-Kugelring. Besser passende 3-Zoll Kugelringe sind leider nicht aufzutreiben. Ich habe immer versucht, diesen Fall zu beheben, denn ein frei beweglicher Schirm kann sehr leicht umfallen, wenn man die Lampe zu einem anderen Ort transportiert. Insbesondere die ehemaligen Kugelschirme für Modérateur-Lampen ohne einen Kragen benötigen unbedingt Hilfsmaßnahmen, um sie gut zentriert und ohne Spiel in geeigneten Kugelringen einzusetzen. Dazu habe ich kleine, passend geschnittene Messingplättchen an der Innenöffnung des Kugelrings senkrecht angelötet, so dass der Schirm jetzt ohne Spiel genau aufgesetzt werden konnte. Da die zusätzlichen Messingplättchen innerhalb des Schirmkragens fast unsichtbar waren, haben sie optisch nicht gestört. Man kann den gleichen Effekt auch mit kleinen Messingstäbchen erreichen, die man an die Innenkante der L-förmigen Wandung des Kugelrings anlötet.

 

Diverse Kugelringe für Kugelschirme und Tulpen
Obere Reihe, von links: Handelsübliche Kugelringe (100, 85 und 70 mm)
Ein Kombinationskugelring aus zwei Kugelringen (beispielsweise 70 mm + 85 mm)
Amerikanischer 5 Zoll-Kugelring (125 mm) (vorgesehene Schrauben hier entfernt; senkrechte Messingplättchen selbst angebracht)
Untere Reihe, von links: Selbsterweiterter 85 mm-Kugelring mit 62 mm Innendurchmesser
Kugelring mit innen senkrecht verlöteten Messingplättchen zur Stabilisierung eines Modérateur-Kugelschirms ohne Kragen
Kugelring mit angelöteten Messingstäbchen zur Verkleinerung des Aufnahme-Radius von 85 auf 75 mm

 

Andere Schirmhalter

Andere Arten von Schirmhaltern kann man bei einigen Lampen sehen, bei denen der Lampenschirm mit großer unterer Öffnung nicht auf einem Schirmreif aufgesetzt, sondern in einer speziellen Halterung eingehängt wird, wie zum Beispiel bei den „Parisienne-Lampen“ mit ihren Metallschirmen. Hier hat man die Konzeption des breiten Schirmreifs dahingehend geändert, dass der innere Ring aus einer flachen Scheibe jetzt nicht zum Aufstecken auf dem Brenner, sondern zum Montieren zwischen dem Vasenring und dem Brenner (oder manchmal auch zwischen Dochtrad-Ring und Brennerkorb) konzipiert ist. Die drei langen Messingarme gehen dann recht steil nach oben, um oben einen konisch gestalteten Ring zu halten, auf den man schließlich den Lampenschirm einsetzt, indem man den engen Hals des Schirms auf diesem oberen Ring platziert. Die Größe des oberen Rings muss natürlich der Größe des Lampenschirms im oberen Halsbereich angepasst sein. Der Nachteil dieser Art der Schirmhalterung liegt in der „lockeren Haltung“ des aufgesetzten Schirms, der leicht eine schiefe Position annehmen kann. Die großen Seidenschirme, die Messingschirme der Parisienne-Lampen und auch die Kartonschirme bei den deutschen Klavierlampen werden mit solchen Halterungen festgehalten.

Eine andere, einfachere Art der Schirmhalterung für Kartonschirme kommt aus Frankreich. Hier hat man kleine, konisch gestaltete und einigermaßen verzierte Messingringe mit federnden kleinen Ärmchen ausgestattet, mit denen man den Messingring auf einer beliebigen Höhe am Glaszylinder anbringen kann. Durch die federnd gelagerten Metallärmchen ist der Ring an dieser Stelle fest an den Glaszylinder gedrückt und kann nicht leicht nach unten verrutschen. Der Kartonschirm mit der passenden oberen Öffnung wird einfach auf den konischen Ring platziert. Bei den Lampen mit Wiener Zylindern steckt dieser Ring sowieso bei einer gewissen Höhe des Zylinders fest aufgrund des breiter werdenden Zylinderdurchmessers. Die Crux dieser einleuchtend einfachen Version liegt darin, dass alte, originale Karton-Schirme nicht mehr aufzufinden sind (das Material ist zur Überwindung von 100 und mehr Jahren nicht sehr geeignet).

Für die sehr großen Hängelampen mit breiten, flachen Schirmen aus mehreren, flachen Glasscheiben waren Hängevorrichtungen meistens in Form von verzierten, Lyra-förmigen Gestellen aus Gusseisen vorgesehen, die unten in einem geeigneten Ring den Petroleumtank mitsamt Brenner und Zylinder gehalten haben. Der obere Teil des Lyra-Gestells hatte in entsprechender Höhe wieder einen Metallring, um den riesigen Schirm mit seinem Halsbereich darauf zu setzen.

 

Andere Schirmhalter
Von links: Schirmhalter für große Seidenschirme (original W&W) zum Aufsetzen auf den Brenner
Schirmhalter für Metallschirme der Parisienne-Lampen, zum Anbringen zwischen Vasenring und Brenner
Schirmhalter für Karton-Schirme, aufgesetzt auf einem Glaszylinder