L.076
Eine Lampe, die mit ihrem Aussehen von den übrigen belgischen Tischlampen ziemlich abweicht. Die Form ist interessant und gefällig, was mich auch gleich für die Lampe voreingenommen hat. Man kauft manchmal Lampen, die wirklich eine außergewöhnliche, seltene Form aufweisen und die sich auch deshalb in eine anspruchsvolle Sammlung integrieren lassen. Nun, manchmal sieht die Realität etwas anders aus.
Diese interessante Lampe besteht aus zwei zeitlich leider sehr unterschiedlichen Teilen: Der typische Petroleumtank zum Einhängen in eine vorgesehene Halterung ist vom belgischen Lampenhersteller Lempereur & Bernard in Liège (Lüttich). Dieser Petroleumtank ist von ca. 1890-1900. Der dreifüßig gebaute Lampenkörper ist dagegen aus einer viel späteren Periode, vermutlich aus dem letzten Viertel des 20. Jahrhunderts. Die Zuordnung des Lampenkörpers zu einer wesentlich späteren Zeitperiode ist aufgrund der Gusstechnik und Gussqualität zu erklären, die sich von den älteren Güssen sichtlich unterscheiden.
In der Niederlande gab es in 1980’er Jahren Lampenhersteller, die neue Lampen aus Messingguss produziert haben, die in ihrem Aussehen deutlich den Lampen von ca. 1900 ähnelten. Die Brenner dieser Lampen waren auch aus Messingguss hergestellt anstatt aus Messingblech. Der interessante, dreifüßige Lampenkörper bei meiner Lampe ist vermutlich auch ein Erzeugnis aus dieser Zeit und ist dafür bestimmt gewesen, einen beliebigen, im Durchmesser passenden Petroleumtank aus Glas oder Metall zu tragen.
Der Petroleumtank dagegen ist zweifelsohne von Lempereur & Bernard, die ihre Zentralluft-Lampen „Lampe Belge“ (= Belgische Lampe) benannt haben. Diese Bezeichnung ist bei allen Petroleumtanks dieser Firma unten eingeprägt.
Man hat also zwei Teile aus zeitlich unterschiedlichen Perioden zusammen zu einer optisch gefälligen Lampe vereint. Die Lampe sieht gut aus, ist aber – zumindest in meinen Augen – nicht authentisch. Die große, grüne Tulpe, die ich dann für diese Lampe kaufte, ist vermutlich auch aus der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts. Ich finde, sie passt der übrigen Lampe recht gut.
Lampendaten
Von mir ergänzt:
Tulpenschirm, Kugelring, Glaszylinder.
Reinigung und Reparatur:
Dunkel angelaufenen Lampenkörper gereinigt und mit Politurpaste poliert.
Lampenkörper:
Dreieckiger Fuß in ornamentalem Messingguss, mit Gesichtern und barockalen Zierelementen. Die Vase aus durchbrochenem Messingguss wird von drei schmalen Armen mit barockalen Fratzen-Gesichtern gehalten. Höhe 28 cm, Sockel-Kantenlänge an der breitesten Stelle 20 cm.
Petroleumtank aus dekorativ geprägtem Messingblech zum Einhängen, gemarkt: Marque Deposée L&B + Logo mit Sonnengesicht, Ø 150 mm. Extra-Einfüllöffnung mit gemarktem Deckel: La Lampe Belge L&B. Der Petroleumtank ist unten gemarkt: La Lampe Belge Lempereur & Bernard.
Brenner:
18’’’ Zentralluftzug-Brenner von Lempereur & Bernard, Lüttich.
Dochtrad gemarkt: Marque Deposée L&B.
Original-Flammscheibe mit zweistufigem Hut auf Rohr, gemarkt: Lempereur & Bernard Breveté.
Schlauchdocht Ø 31 mm.
Glaszylinder:
18’’’ Matador-Zylinder mit schmalem Bauch. Höhe 264 mm, Ø unten 64 mm.
Gemarkt: Qualité Supérieure - L. B. - Cristal Recuit - 18''' L.B.
Schirm und Schirmhalter:
Britischer Tulpenschirm, klares grünes Glas, kreuzweise gerippt, Oberrand gewellt. Vermutlich aus der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Höhe 172 mm, Ø unten 99 und oben 203 mm.
100 mm Kugelring für 20’’’ Brenner.
Lampenmaße:
Höhe bis zum Vasenring 34,3 cm, Gesamthöhe mit Zylinder 64,8 cm.
Gesamtgewicht 3380 g.