© Arto Hanciogullari und T. Tsekyi Thür

L.300

Eine interessante deutsche gusseiserne Lampe von C.H. Stobwasser, Berlin. Diese Lampe hebt sich von den übrigen figürlichen Skulpturenlampen ziemlich ab, was sowohl das Material als auch die Thematik angeht. Alle gegossenen Metallteile sind aus Gusseisen. Die Lampe wurde vermutlich um 1865-1870 hergestellt. Später wurde eher Zinkguss anstatt Gusseisen bei der Lampenherstellung eingesetzt.

Es ist eine dreidimensionale, ausgesprochen maritime Szene dargestellt, was sicherlich sehr selten bei den Petroleumlampen vorkommt.  Auf dem runden, schmucklosen Sockel ist eine in den Dimensionen sehr verkleinerte, stilisierte Barkasse angebracht, die auf einem bewegten Meer voller Meerestiere schwimmt. Die Barkasse verfügt über einen Anker und einen Ruder. Der Bug ist mit einem Gesicht (Meeresgott?) verziert. Der Mast der Barkasse ist mit starken Tauen aus Eisendrähten an der Reling befestigt. Auf dem Mast sind zwei weitere, mit Meerestieren verzierte Metallteile angebracht.

Der zweifellos interessanteste Teil der Lampe besteht aus zwei sehr realistisch wiedergegebenen Matrosen, die in der Barkasse an den Mast angelehnt stehen. Auf dem Hut von einem Matrosen steht: K.M. (wohl für „Königliche Marine“). Man kann sich gut vorstellen, dass diese Lampe einst in einem noblen Haus/Büro/Kontor in irgendeiner norddeutschen Hafenstadt geleuchtet hat.

Die Zuordnung zum Stobwasser wurde anhand eines zweiten Exemplars dieser Lampe erfolgt, die in der Sammlung eines Sammlerfreunds steht. Seine Lampe hat einen original Stobwasser-Bassin mit dem sehr charakteristischen Messingzapfen von Stobwasser. Das Glasbassin meiner Lampe ist sicherlich eine Ergänzung ohne den Stobwasser-Zapfen.

Die Glastulpe aus Großbritannien ist zwar von einer späteren Periode als die Lampe, aber sie passt zur Lampe ganz gut, wie ich finde. Am seltenen Matador-Brenner mit dem Löscher fehlte der Korb, den ich glücklicherweise ergänzen konnte.   

 

 

Lampendaten

Von mir ergänzt:
Brennerkorb, Glaszylinder, Tulpenschirm, Kugelring.

Reinigung und Reparatur:
Die Gusseisenteile habe ich entrostet und mit Rostumwandler behandelt. Diese Teile habe ich dann mit Patine Faubourg (französische Ofenschwärze mit Graphit) dunkel patiniert und anschließend poliert.

Lampenkörper:
Sockel aus rundem, profiliertem Gusseisen, Ø 186 mm.
Übriger Lampenkörper besteht aus mehreren, miteinander verschraubten Gusseisen-Teilen in Form von einer stark stilisierten Barkasse, in der zwei Marine-Matrosen stehen.
Bassin aus fein geschliffenem, farblosem Kristallglas, Ø 160 mm. Messing-Zapfen (nicht original von Stobwasser) in Lampensäule fest geklebt, Bassin nicht abnehmbar.

Brenner:
20’’’ Matador-Brenner von Ehrich & Graetz, Berlin, mit Löscher.
Dochtrad gemarkt: 20’’’ Matador - Ehrich & Graetz - Berlin.
Brenner gemarkt: 20’’’ Matadorbrenner.
Original-Flammscheibe mit Hut auf Siebrohr, ohne Marke.
Flachdocht 90 mm.
 
Glaszylinder:
20’’’ Matador-Zylinder. Höhe 280 mm, Ø unten 65 mm.
Gemarkt: Cristal Lorrain - G.L.F. - Matador 20’’’ + Wappen von Lothringen in Girlande.

Schirm und Schirmhalter:
Britischer Tulpenschirm, farbloses Glas, satiniert, flach-transparente Blumenmotive, Oberrand mehrfach gewellt.
Höhe 163 mm, Ø unten 100 und oben 200 mm.
100 mm Kugelring für 20’’’ Brenner.

Lampenmaße:
Höhe bis zum Vasenring 45,4 cm, Gesamthöhe mit Zylinder 77,3 cm.
Gesamtgewicht 5670 g.